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AUS DER RUBRIK: DIE ERDE IST EINE SCHEIBE

𝗘𝘀 𝗴𝗶𝗯𝘁 𝗧𝗿𝗮𝗶𝗻𝗲𝗿*𝗶𝗻𝗻𝗲𝗻, 𝗱𝗶𝗲 𝗯𝗲𝗵𝗮𝘂𝗽𝘁𝗲𝗻 𝘀𝗼 𝘄𝗮𝘀 (auf einer Online-Trainingsplattform, auf der Hundehaltende sich „modern“ schulen sollen):

  • Weil Aggressionsverhalten von Hunden auf der Bindungsebene stattfindet, kann man nur mit Bindungsarbeit entgegenwirken.
  • Bindungsarbeit geht nicht mit Keksen. 
  • Man kann Aggressionsverhalten nicht mit Konditionierung beikommen, weil Konditionierung ist nicht die Beziehungsebene.
Wer den Kopf in den Sand steckt, tappt im Dunkeln...
Wer den Kopf in den Sand steckt, tappt im Dunkeln...

 

Ganz ehrlich? Wenn ich so viel sinnentleertes Geschwurbel höre, zerreißt's mich. Normal würde ich lachen und die Augen rollen. Wenn ein solches Ausmaß an Unwissenheit und Dummfug nicht unseren Hunden schaden würde… 

 

BINDUNGSARBEIT

Na klar, Bindungsarbeit ist super. Bei allem, was wir unseren Hunden GUTES tun, FREUNDLICHE Interaktionen, TOLLE Abenteuer, FÜTTERN - unzweifelhaft was Tolles) – in diesen Fällen kann man von Bindungsarbeit sprechen. Durch SCHÖNE Interaktionen vertiefen wir unsere Bindung und stärken das Vertrauen ineinander. Super Sache!

 

Bindungsarbeit bedeutet aber NICHT, den Hund bei aggressivem Verhalten mit Spritzpistolen zu malträtieren, ihn anzuschreien, herunterzudrücken, ihn körpersprachlich zu bedrohen oder ihm über Bedrohung und Ängstigung gewisse "Räume" zuzuordnen, die er nicht verlassen darf, ohne dass ich es gestatte. Denn genau DAS steht meist hinter dem Geschwurbel über Bindung und "sozialem Lernen".

 

Aber nein, DAS ist KEINE Bindungsarbeit! Das ist einfach nur unsinnige Gewalt, die – aus welchen unterschiedlichen Gründen auch immer – einem zeitgemäßen konstruktiven Lernen vorgezogen wird.

  

KONDITIONIERUNG

... Herrjeh.... Trainer*innen, die gerne Grenzen setzen über Strafe, Druck und Bedrohung, hassen das Wort. Konditionierung ist der Teufel in Hundetrainer*innengestalt. Zumindest der, der positiven Szene, scheint‘s.

Uns wird immer vorgeworfen, wir würden ständig nur konditionieren und würden die Bindung zu unseren Hunden vernachlässigen, weil wir auf einer „technischen“ Ebene mit ihnen umgehen würden. Was für ein Granatenmist! 

 

Anscheinend ist das Thema so schwierig zu verstehen, dass es lieber verteufelt wird. Ich weiß nicht, wie viele Trainer*innen ich schon gehört und gelesen habe, die klassische und operante Konditionierung nicht im Mindesten verstanden haben. Da stellen sich mir die Nackenhaare auf!

 

Das ist etwa so, als wäre ich Dachdeckerin und wüsste nicht, wie man Schindeln aufs Haus tackert. Das Grundrüstzeug einer Hundetrainerin / eines Hundetrainers! Denn die Basis allen Lernens ist die klassische und die operante Konditionierung. Da kann ich mich noch so auf den Kopf stellen, das ist so. 

 

WENN ICH BEHAUPTE, ICH KONDITIONIERE NICHT – EGAL, OB BEI AGGRESSIONSVERHALTEN ODER SONST WO –, DANN IST DAS DAS GLEICHE, ALS WENN ICH SAGE ICH ATME NICHT!!!! 

WENN ICH MIT DEM HUND INTERAGIERE, KANN ICH NICHT NICHT KONDITIONIEREN

Konditionieren bedeutet Kommunikation! Egal, was ich mit dem Hund mache, ich bringe ihn dadurch immer dazu, sein Verhalten anzupassen bzw. zu verändern. Im guten wie im schlechten Sinne!

 

Wenn ich den Hund mit Wasser bespritze, damit er den anderen Hund nicht mehr anbellt, dann ist KLASSISCHE KONDITIONIERUNG mit im Boot! In diesem Fall Aversionskonditionierung (er lernt andere Hunde mit negativen Gefühlen zu verknüpfen) und zudem ist es POSITVE STRAFE, einer der vier Quadranten der OPERANTEN KONDITIONIERUNG: Ich füge ihm als Konsequenz für sein Verhalten etwas Unangenehmes hinzu in der Hoffnung, dass er das Verhalten abstellt.

 

Und – tadaaaaaaaa – gleichzeitig arbeite ich an unserer Bindung..... NICHT: Denn ich mache sie mit dieser aversiven Vorgehensweise kaputt.

 

Und wenn ich dem Hund vor seinem aggressiven Verhalten zeige, dass er nicht aggressiv sein muss, weil ich verstanden habe, dass die Ursache zum Beispiel Angst oder Frust ist und ich ihm seine Angst oder seinen Frust über freundliche, vorausschauende Maßnahmen nehme oder sein aggressives Verhalten über freundliche Maßnahmen abbreche und ihm beibringe, ein anderes als aggressives Verhalten zu zeigen, dann ist auch das KONDITIONIERUNG, POSITIVE VERSTÄRKUNG nämlich.


Ich füge als Konsequenz für sein gutes, sein nicht aggressives Verhalten etwas Schönes hinzu und verstärke es damit, damit er es öfter zeigt. Und ja, das tue ich auch (längst nicht nur) über Futter, wenn der Hund sich hierüber motivieren lässt.

Und – ihr ahnt es schon – gleichzeitig arbeite ich hier wirklich an der Bindung: Ich vertiefe sie, ich mache sie enger. Der Hund lernt nämlich, dass von mir coole Sachen kommen, dass er sich auf mich verlassen kann, dass ich ihm helfe, schwierige Situationen souverän durchzustehen und daran zu wachsen. Wenn das keine Bindungsarbeit ist, dann weiß ichs nicht.

 

FÜTTERN IST BINDUNGSARBEIT!
Fragt mal die Mutterhündin, die ihre Welpen säugt, ob das womöglich die Bindung stärkt?????

 

 

SCHAUT GENAU HIN, WER HAND AN EUREN HUND LEGT

Ich verstehe, dass Hundehalter*innen das alles nicht wissen können, wenn sie nicht geschult werden, denn es IST komplex. Aber du liebe Güte: TRAINER*INNEN MÜSSEN DAS WISSEN! So wie Lehrer*innen wissen müssen, wie man Kindern Lesen und Schreiben beibringt – und warum ohne Rohrstock und Strafecke.


Was hier im großen Stil im Jahre 2023 immer noch passiert, ist fahrlässig, unfair, unethisch und nicht zu ertragen.