𝗕𝗲𝗶𝘀𝗽𝗶𝗲𝗹 (𝗲𝗿𝘀𝗲𝘁𝘇𝗲 „𝗞𝗶𝗻𝗱“ 𝗺𝗶𝘁 „𝗪𝗲𝗹𝗽𝗲“ / „𝗝𝘂𝗻𝗴𝗵𝘂𝗻𝗱“ / „𝗛𝘂𝗻𝗱“):Ein knapp jähriges Kind erkundet die Welt. Und leider trifft es dabei ziemlich oft auf Gegenstände, die zwar wahnsinnig interessant, aber häufig auch wahnsinnig überhaupt nicht für kleine Kinderhände und -münder gemacht sind. Ob es die Fernbedienung ist, die Tastatur am Laptop, das nagelneue, empfindliche und sackteure Fensterrollo, Steckdosen, die Näpfe vom Hund, das Futter vom Hund, das Spieli vom Hund, die Treppe, der Herd, die Knöpfe der Spülmaschine – alles megaspannend, aber leider – mööööp.
𝗨𝗻𝗱 𝘄𝗲𝗿 𝗸𝗲𝗻𝗻𝘁 𝗷𝗲𝘁𝘇𝘁 𝗱𝗶𝗲𝘀𝗲𝗻 𝗔𝗯𝗹𝗮𝘂𝗳?
Kind macht, die Erwachsenen rufen….. Na, was? Na klar: NEIN! Ein Reflex! Logik! Erziehung! Kreisch! Schließlich soll es lernen, Verbote auszuhalten. Ja, ja…
𝗪𝗶𝗲 𝗴𝗲𝗵𝘁 𝘂𝗻𝘀𝗲𝗿𝗲 𝗚𝗲𝘀𝗰𝗵𝗶𝗰𝗵𝘁𝗲 𝗷𝗲𝘁𝘇𝘁 𝘄𝗲𝗶𝘁𝗲𝗿?
Kommt aufs Kind an.
Das beeindruckte Kind fängt an zu kreischen (der Hund hochzudrehen, zu zwicken und zu bellen).
Das unbeeindruckte Kind macht weiter und sucht Mittel und Wege, trotzdem zum Objekt der Begierde zu kommen. Es kreischt einfach ein bisschen später los. Nämlich dann, wenn die Eltern merken, dass „Nein“ nicht reicht und sie aufstehen müssen, um es vom verbotenen Objekt wegzurupfen. Zur Freude aller wird das Kind jetzt so richtig lautstark wütend und der Hund wild. Tschakka, so lernt man Frustrationstoleranz. Nicht.
𝗕𝗲𝗴𝗹𝗲𝗶𝘁𝗲𝗻𝗱𝗲 𝗨𝗺𝘀𝘁ä𝗻𝗱𝗲:
Was eine große Rolle spielt ist natürlich die Tagesform: Wie gesund und fit ist das Kind oder der Hund.
Je später der Tag, desto müder und überdrehter das Kind – oh ja, und der Hund! Nach müde kommt nämlich immer doof. Und das liegt daran, dass unser aller Frustrationstoleranzfässchen im Laufe des Tages immer leerer wird. Und dann können die Wutausbrüche auch durchaus heftiger ausfallen.
𝗗𝗶𝗲 𝗴𝗿𝗼ß𝗲 𝗙𝗿𝗮𝗴𝗲:
Muss das so sein? Lernt das Kind oder der Hund wirklich auf diese Weise Frust auszuhalten? Oder wiederholt sich der ganze Ablauf nicht wieder am nächsten Tag? Und am übernächsten? Und am überübernächsten?
Klar, Kinder und Hunde müssen Frust aushalten lernen. 𝗙𝗿𝘂𝘀𝘁 𝗵𝗮𝘁 𝗯𝗶𝗼𝗹𝗼𝗴𝗶𝘀𝗰𝗵 𝗯𝗲𝘁𝗿𝗮𝗰𝗵𝘁𝗲𝘁 𝗱𝗲𝗻 𝗦𝗶𝗻𝗻, 𝗟ö𝘀𝘂𝗻𝗴𝗲𝗻 𝗳ü𝗿 𝘀𝗰𝗵𝗲𝗶𝗻𝗯𝗮𝗿 𝗮𝘂𝘀𝘀𝗶𝗰𝗵𝘁𝘀𝗹𝗼𝘀𝗲 𝗦𝗶𝘁𝘂𝗮𝘁𝗶𝗼𝗻𝗲𝗻 𝘇𝘂 𝗳𝗶𝗻𝗱𝗲𝗻. Frust treibt an. Allerdings, wenn Frust zu keiner Lösung führt (weil wir jeden Versuch vereiteln), kippt er schnell in Aggressionsverhalten um – und das hilft niemandem.
𝗦𝗼𝗹𝗹 𝗱𝗶𝗲 𝗙𝗿𝘂𝘀𝘁𝗿𝗮𝘁𝗶𝗼𝗻𝘀𝘁𝗼𝗹𝗲𝗿𝗮𝗻𝘇 𝗲𝗿𝘄𝗲𝗶𝘁𝗲𝗿𝘁 𝘄𝗲𝗿𝗱𝗲𝗻, 𝘀𝗼𝗹𝗹𝘁𝗲𝗻 𝗶𝗻𝗱𝗶𝘃𝗶𝗱𝘂𝗲𝗹𝗹 𝗮𝗻𝗴𝗲𝗽𝗮𝘀𝘀𝘁𝗲 𝗸𝗹𝗲𝗶𝗻𝗲 𝗗𝗼𝘀𝗲𝗻 𝘃𝗲𝗿𝗮𝗯𝗿𝗲𝗶𝗰𝗵𝘁 𝘄𝗲𝗿𝗱𝗲𝗻. Mit der Zeit halten wir dann immer höhere Dosen von Frust aus. Bei manchen klappt das sogar so gut, dass sie 40 Jahre lang einen Job machen, der sie ankotzt…
𝗨𝗻𝗱 𝗵𝗶𝗲𝗿𝘇𝘂 𝗿𝗲𝗶𝗰𝗵𝘁 𝘂𝗻𝘃𝗲𝗿𝗺𝗲𝗶𝗱𝗹𝗶𝗰𝗵𝗲𝗿 𝗙𝗿𝘂𝘀𝘁 𝘃ö𝗹𝗹𝗶𝗴 𝗮𝘂𝘀! Am Tag gibt es zahlreiche solcher Alltagssituationen:
Wenn z. B. das Kind Hunger hat und es warten muss, bis die Mama den Löffel, den sie vergessen hat, schnell geholt hat, dann muss es diese frustende Situation aushalten. Aber hier lernt es: Ok, gleich geht’s weiter.
Wenn die Mama kurz den Raum verlässt, dann mag das kurz frustrieren, wenn es nicht hinterherkommen kann, aber wenn sie ganz schnell wiederkommt, lernt es: Ok, das halte ich aus.
Wenn der Hund kurz warten muss, bis sein Futter im Napf bereit ist (und bitte auch wirklich nicht länger!), lernt er diese kleine Portion Frust gut auszuhalten. Er wird das nächste Mal kein Problem mehr damit haben und geduldig warten können.
Wenn der Hund an einer Ampel oder beim Gespräch der Menschen warten muss, dann lernt er auch das gut auszuhalten, wenn es dann bald weitergeht. Und Leckerlis an dieser Stelle helfen immer, den Frust zu versüßen.
𝗚𝗲𝗱𝘂𝗹𝗱 𝗵𝗮𝗯𝗲𝗻 𝘂𝗻𝗱 𝘀𝗲𝗶𝗻𝗲 𝗜𝗺𝗽𝘂𝗹𝘀𝗲 𝘇ü𝗴𝗲𝗹𝗻 𝘇𝘂 𝗺ü𝘀𝘀𝗲𝗻, 𝗶𝘀𝘁 𝗲𝗶𝗻𝗲 𝘀𝗰𝗵𝘄𝗲𝗿𝗲 𝗟𝗲𝗿𝗻𝗮𝘂𝗳𝗴𝗮𝗯𝗲!
Unser Alltag ist voller Situationen, die Frust auslösen. Wir müssen also nicht auch noch echte Frusthämmer ins tägliche Leben einbauen, damit das Kind (oder der Hund) endlich die Sache mit der Frustrationstoleranz lernt.
Wusstest du schon?
Die Gehirne von Säugetieren sind sehr ähnlich aufgebaut. Ob Menschen oder Hunde - wir alle verfügen über die gleichen Emotionszentren: Freude, Neugier, Angst, Wut, Frust, Lust, Spiel, Trauer, Panik...
Und deshalb darfst du das Verhalten von Hunden und Menschen auch vergleichen. Denn Verhalten hat immer eine Funktion und hinter jeder Funktion steckt immer eine Emotion!
𝗪𝗶𝗲 𝘄ä𝗿𝗲 𝗲𝘀 𝗱𝗮𝗺𝗶𝘁:
Betreibe Management : Führe weder das Kind noch den Hund in den Fehler! Räume alles weg, das dir ein "Nein" erspart. Verhaltensabbrüche erzeugen Frust. Vermeide Verhaltensabbrüche.
Biete Alternativen! Ist die Küche tabu, gib deinem Kind vor der Küche Topf und Kochlöffel zum „Mitkochen“ und dem Hund Leckerchen fürs vor der Küche liegen. Gib deinem Kind eine uralte Fernbedienung zum spannenden Knöpfedrücken (oder bastel einen kindersicheren Ersatz) und dem Hund eine Kauwurzel oder Ähnliches, um das Kaubedürfnis zu stillen und Dinge zu zerlegen. Undsoweiter!
𝗦𝗲𝗶 𝗸𝗿𝗲𝗮𝘁𝗶𝘃! 𝗘𝘀 𝗴𝗶𝗯𝘁 𝗜𝗠𝗠𝗘𝗥 𝗔𝗹𝘁𝗲𝗿𝗻𝗮𝘁𝗶𝘃𝗲𝗻!
Ist das anstrengend? Gegenfrage: Ist Rumgekreische und schlechte Laune respektive ein gestresster überdrehter Hund anstrengend? Entscheide selber.